Ein Vorwort im Programm zur Kinderoper "Die kleine Zauberflöte" von Michael Schottenberg im Juli 2022

Mit Kindern Geschichten erzählen, mit ihnen gemeinsam an die Kraft der Phantasie zu glauben, sie zum Spielen zu verführen, sie anzuleiten, um jene Möglichkeiten wahrzunehmen, die uns Musik und Theater schenken. Was gibt es Wichtigeres als Musikalität und deren spielerischen Umgang zu fördern - und zu fordern. Ivaylo Guberov hat den richtigen Riecher, er weiß um die Kraft der Träume. In einer scheinbar abgeklärten Zeit bedeuten sie alles.

Darstellendes Spielen hat immer den Anspruch nach Emotionalität. Und die Qualität des Spielers ist es, nicht bloß zu imitieren, sondern im künstlichen Leben ein echtes zu entwickeln. Für den Sänger/Schauspieler ist dieses „Leben im Leben“ eine höchst subtile Angelegenheit, die ihm beides abverlangt: psychische Stabilität und seelische Offenheit. Er muss wach und flexibel sein, und drei Verbindungen herstellen: die Beziehung zwischen sich und der Figur, sowie ihren Gemeinsamkeiten nachzuspüren, den Kontakt mit seinen Partnern auf der Bühne herzustellen und, einem Geschichtenerzähler gleich, seine Zuseher auf eine Reise mitzunehmen. Wenn dies gelingt, kann Oper/Theater die „beste aller Welten“ erschaffen, in der dem Betrachter seine eigene Wahrheit vor Augen geführt wird, gemeinsame Empfindungen auslöst und also zu einem kollektiven Erlebnis zusammenführt.

Oper und Theater mit und für Kinder ist essentielles Nachstellen der Wirklichkeit – mit spielerischen Mitteln. Es kann nichts Wichtigeres geben. Das ist die Macht der Oper, des Theaters: Mittels Spiel und Musik Bilder, Mythen, Träume, Gefühle und Gedanken bloßzulegen – um gemeinsam zu fliegen…

Ich wünsche dem liebenswerten Zauberer und spielerischen Visionär Ivaylo Guberov eine abenteuerliche Reise mit Kindern und deren Publikum.